10. Januar 2012

Asbestmüll kommt nicht nach Mecklenburg-Vorpommern!

Online-Protest richtet sich nun an Niedersachsen

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, begrüßt die Entscheidung der Landesregierung, die Deponie Schönberg-Ihlenberg nicht für die zuvor geplante Aufnahme von 140.000 Tonnen losem Asbestmüll aus Wunstorf-Luthe in Niedersachsen zu öffnen. Das Engagement des BUND und vieler Bürgerinitiativen in drei Bundesländern hat sich damit ausgezahlt. Der Online-Protest muss jedoch weitergehen. Der BUND fordert von der Region Hannover, die Asbestmüllhalde nicht abzubaggern, sondern vor Ort langfristig zu deponieren. Mehr...

Asbestmüll kommt nicht nach Mecklenburg-Vorpommern!

Großer Erfolg für BUND und Bürgerinitiativen

Online-Protest geht weiter

Die Landesregierungen Mecklenburg-Vorpommerns und Schleswig-Holsteins haben sich am 10. bzw. 11. Januar entschieden, keinen Asbestmüll aus Niedersachsen anzunehmen. Grundlage dieser Entscheidung ist ein Rechtsgutachten, das die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns in Auftrag gegeben hatte. Mit dem Gutachten war deutlich geworden, dass die Genehmigung des geplanten Asbestmülltransportes von Wunstorf-Luthe in der Region Hannover auf die Deponie Schönberg-Ihlenberg (Nordwestmecklenburg) durch niedersächsische Behörden zahlreiche Verfahrensfehler übersehen hatte und damit Rechtsfehler aufweist. In dem Gutachten heißt es: „Die vorgesehene unverpackte Beförderung des asbesthaltigen Schlamms verstößt ohne behördliche Ausnahmegenehmigung gegen die einschlägigen gefahrgutrechtlichen und gefahrstoffrechtlichen Vorschriften.“

Der BUND Mecklenburg-Vorpommern begrüßte die Entscheidung der Landesregierung und dankt den vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die sich in zahlreichen Bürgerinitiativen gemeinsam mit dem BUND gegen die Asbestmülltransporte gewendet hatten. Ohne dieses bürgerschaftliche Engagement, die sachliche Überzeugungsarbeit und den öffentlichen Druck mit Hilfe von Demonstrationen wären die Landesregierungen nicht zu der jetzigen Einsicht gelangt.

Allerdings ist die Gefahr der Asbestmülltransporte noch nicht vollständig gebannt. Niedersachsen weicht von den Plänen, die Asbestmüllhalde in Wunstorf-Luthe komplett zu beseitigen, noch nicht ab. Deshalb führt der BUND weiterhin eine Online-Protestaktion durch und ruft alle Umweltfreunde auf, sich zahlreich zu beteiligen.

12. Dezember 2011

Aktuelle Stellungnahme

Die Landesverbände des BUND in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen und zahlreiche Bürgerinitiativen sind weiterhin aktiv, um Politik und Behörden über die Gefahren der geplanten Asbestmülltransporte zu informieren. Sie erarbeiteten eine aktuelle Stellungnahme, die an die Landtagsabgeordneten in den drei nördlichen Bundesländern versendet wurde.

Aktuelle Stellungnahme zu den Asbestmülltransporten

Erster Teilerfolg! Asbesttransporte werden ausgesetzt!

Nach der heutigen Sitzung des Landeskabinetts (29.11.) verkündete die Landesregierung, die geplanten Asbesttransporte von Niedersachsen auf die Deponie Ihlenberg in Nordwestmecklenburg vorerst auszusetzen. Es solle nach Aussagen von Wirtschaftsminister Glawe ein juristisches Gutachten erarbeitet werden, das sich mit den rechtlichen Risiken des Vorhabens beschäftigt. BUND und Bürgerinitiative begrüßten diesen wichtigen Schritt, forderten aber gleichzeitig eine umfassende Untersuchung der gesundheitlichen Risiken durch die Landesbehörden. Mehr...

 

27. November 2011

Transporte erneut verschoben

Nachdem erst die niedersächsischen Behörden den Asbesttransport um eine Woche verschoben hatten, um ein letztes Gutachten des TÜV Nord abzuwarten, erbat sich nun auch die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern weitere Bedenkzeit. Das Landeskabinett will am Dienstag noch einmal die offenen Fragen thematisieren. BUND und Bürgerinitiative "Stoppt die Schönberger Deponie!" hatten zuvor mit Hilfe von Sachverständigen zahlreiche Ungereimtheiten und Regelverstöße bei Untersuchungen zu den Gesundheitsgefahren der Transporte aufgedeckt. So waren bisher keine Messungen über mögliche Asbestfaserfreisetzungen auf der Deponie Ihlenberg vorgenommen worden. Auch wenn BUND und Bürgerinitiative derzeit rechtliche Schritte prüfen, hoffen sie weiterhin auf ein Einsehen der Genehmigungsbehörden in Mecklenburg-Vorpommern und fordern ein Verbot der riskanten und nachweislich gesundheitsgefährdenden Transporte. "Was in Schleswig-Holstein zum Stopp der Transporte geführt hat, nämlich ein parteienübergreifender Konsens, die Risiken noch einmal ausdrücklich zu prüfen, darf nicht in Mecklenburg-Vorpommern völlig anders gesehen werden. Wir erwarten von der Landesregierung, dass sie nicht den wirtschaftlichen Gewinn der landeseigenen Deponie Ihlenberg sondern die Gesundheit der Bevölkerung in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit rückt.", so Arndt Müller vom BUND Mecklenburg-Vorpommern. BUND und Bürgerinitiative wandten sich deshalb mit einem Appell an Gesundheitsministerin Schwesig. Darin fordern sie die Ministerin auf, mit ihren Fachbehörden die bisherigen zweifelhaften Gutachten zu überprüfen.

25. November 2011

Gutachter können Gefahren nicht ausräumen

Deponieleiter Krüger eröffnet die Veranstaltung, begleitet von Protesten gegen die Asbesttransporte
Rund 150 Bürger waren zur Infoveranstaltung gekommen
Gutachter Fricke zeigt das Abschütten des Asbestmülls. Erst vor wenigen Jahren war diese Transportform des Mülls durch das OVG Lüneburg untersagt worden.
Hedlef Uilderks, Sprecher der BI "Stoppt die Deponie Schönberg!"
Ein sachkundiger Bürger schildert detailliert die Probleme und Gefahren, die bei Schüttgutttransporten mit LKW bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen auftreten können

Informationsveranstaltung der IAG mbH in Selmsdorf

Auf der öffentlichen Infoveranstaltung der IAG Ihlenberger Abfallentsorgungsgesellschaft mbH am gestrigen 24.11.2011 in Selmsdorf wurde erneut deutlich, wie fehlerbehaftet die bisherigen Untersuchungen über die Gefahren der Asbesttransporte sind. Im Podium standen als Ansprechpartner zur Verfügung der im Auftrag der niedersächsichen Behörden tätige Gutachter Christian Poggendorf von der Prof. Burmeier Ingenieurgesellschaft mbH, der vom Ministerium für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern bestellte Asbestgutachter Andreas Fricke, ein Vertreter des niedersächsischen Umweltministeriums. Erst auf Nachfrage, ob denn nicht auch Vertreterinnen bzw. Vertreter der hiesigen Behörden - schließlich befindet sich die Deponie Ihlenberg in Mecklenburg-Vorpommern - anwesend seien, stellte sich Martina Ocik, Referatsleiterin Abfallwirtschaft des Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern vor. Moderator war der Leiter der Deponie Ihlenberg Berend Krüger.

Im Kern ging es auch gestern um die Frage, ob die bisherigen Untersuchungen der Asbesthalde Wunstorf sowie die Transportverfahren ausschließen können, dass es zu Freisetzungen von Asbestfasern und damit zu einer vermeidbaren Gefährdung der Gesundheit von Arbeitern und Anwohnern kommt.
Es gibt mehrere Regelwerke im Bereich der Abfallwirtschaft, die fordern, dass es beim Transport nicht zu einer Freisetzung von Asbestfasern kommen darf. Hedlef Uilderks, Sprecher der Bürgerinitiative "Stoppt die Deponie Schönberg!", legte dies beispielsweise an der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS 519) dar, in der es im Kapitel 13  Punkt 2 heißt: "Asbest oder asbesthaltige Materialien und Abfälle sind für den Transport so zu sichern, dass während des Transports und beim Abladen keine Asbestfasern freigesetzt werden". Gutachter Fricke bezeichnet derlei Regeln als "Schwachsinn" und geht davon aus, dass bei Transporten von Asbest, immer Fasern freigesetzt werden. Fricke und auch Poggendorf behaupteten, alles getan zu haben, um durch Mess- und Kontrollmaßnahmen die Gesundheítsgefährdung für die Bevölkerung auszuschließen.

Die Bürger hakten aber nach, hinterfragten, ob die Gutachter die Expertise von Prof. Dr. Bitter vom Westfälischen Umweltzentrum Höxter ausgewertet haben. Prof. Bitter hatte im Zuge der juristischen Auseinandersetzungen der Gemeinde Isernhagen bei Hannover gegen eine Einlagerung von Asbestmüll auf der örtlichen Deponie eine Expertise zum gewählten Transportverfahren verfasst (hier). Es handelt sich um das gleiche Transportverfahren, wie es nun auch bei den Transporten zur Deponie Ihlenberg zum Einsatz kommen soll. 

Als völlig unverständlich und aus Sicht der betroffenen Bürger katastrophal stellt sich heraus, dass an den Untersuchungen auf Asbestfreisetzung bei den geplanten Transporten, zahlreiche nicht akkreditierte Gutachterbüros beteiligt waren. Ist ein Gutachterbüro akkreditiert, bedeutet das, dass es vor der deutschen Akkreditierungsstelle, der Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH (DAkkS), nachgewiesen hat, dass es über entsprechende technische Ausrüstung, Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt, um bestimmte Messungen durchführen und auswerten zu können. Der Einsatz von Gutachtern, die für die Messungen von Asbestfaserfreisetzungen eine Beglaubigung in Form einer Akkreditierung vorweisen können, erfolgte bei den nun anstehenden Asbesttransporten nicht. Damit, so ist sich der BUND mit der Bürgerinitiative und den betroffenen Bürgern einig, sind die bisherigen Messergebnisse  hinfällig.

Wir fordern eine Wiederholung des Messprogramms über die Freisetzung von Asbestfasern durch akkreditierte Stellen!


Der BUND und betroffene Kommunen prüfen derzeit juristische Schritte, wie die bestehenden Verfahrensfehler, die letztllich zu einer Gefährdung der Bevölkerung führen, rechtlich überprüft werden können. 


Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, gegen den größten Giftmülltransport Deutschlands von Wunstorf-Luhe (Niedersachsen) zur Deponie Ihlenberg (Mecklenburg-Vorpommern) entweder per E-Mail an den zuständigen Wirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommerns Harry Glawe (CDU) [poststelle@wm.mv-regierung.de] oder bei einer Protestaktion am Montag, den 28.11.2011 in Ihlenberg zu demonstrieren. Weitere Informationen: BUND M-V, Tel. 0385-521339-0.

Wir fordern Wirtschaftsminister Glawe (CDU), Umweltminister Backhaus (SPD) und Gesundheitsministerin Schwesig (SPD) auf, den Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor Gesundheitsgefahren durch die Asbesttransporte zu gewährleisten. Derzeit werden die Menschen durch einen in entscheidenden Teilen offenen Transport des Mülls in unverantwortlicher Weise zu "Versuchskaninchen" in einem großen Freilandversuch gemacht. Dies ist ein inakzeptabler Umgang mit der Umwelt und der menschlichen Gesundheit.

 

Kontakt zu Wirtschaftsminister Glawe (CDU): poststelle@wm.mv-regierung.de
- Die Sondermülldeponie Ihlenberg sowie Fragen des Immissionsschutzes fallen in seine Zuständigkeit

Kontakt zu Gesundheitsministerin Schwesig (SPD): manuela.schwesig@sm.mv-regierung.de
- Der Schutz der Bevölkerung vor gesundheitlichen Gefahren fällt in ihre Zuständigkeit

Kontakt zu Umweltminister Backhaus (SPD): t.backhaus@lu.mv-regierung.de
- Der Schutz der Umwelt durch Gefahrstoffe fällt in seine Zuständigkeit

 

18. November 2011

Asbesttransporte sollen am 28.11. beginnen!

Nach einer aktuellen Meldung des NDR sollen die Asbestmülltransporte von Wunstorf (Niedersachsen) auf die Deponie Schönberg-Ihlenberg (Mecklenburg-Vorpommern) am 28.11.2011 beginnen. Der TÜV Nord hatte nach Aussagen der niedersächsischen Behörden bei Testfahrten keine freigesetzten Asbestfasern feststellen können. Der BUND kritisiert, dass die Testfahrten nicht mit dem stark asbesthaltigen Material aus dem Kernbereich der dortigen Asbesthalde, sondern nur mit wenig belastetem Material aus dem Randbereich durchgeführt wurde. Mehrere Gemeinden prüfen rechtliche Schritte. BUND und Bürgerinitiative kündigen an, alle legalen Mittel auszuschöpfen, um die Transporte zu verhindern. Wer den Protest unterstützen möchte, melde sich beim BUND Mecklenburg-Vorpommern unter Tel. 0385-521339-0 oder unter bund.mv@bund.net.

16. November 2011

Asbestskandal weitet sich aus

Öffentliche Flächen rund um die Asbesthalde in Wunstorf-Luthe mit Asbest verseucht

Umweltbehörde sieht keinen Handlungsbedarf

Inzwischen sind auf den Ackerflächen rund um das ehemalige Gelände der Firma Fulgurit in Wunstorf-Luhe unzählige Asbestzementscherben gefunden worden. So muss davon ausgegangen werden, dass diese Flächen durch rechtswidrige Abschüttung des Materials kontaminiert sind. Auch Wege sind asbestverseucht. An dieser Stelle erinnern wir an die asbestverseuchten Wanderwege auf der Halbinsel Darss-Fischland (Landkreis Vorpommern-Rügen), die 2010 entdeckt wurden. Auch dort hatten die Behörden jahrelang weggesehen, obwohl sie schon lange Hinweise über die Asbestbelastung bekommen hatten. Letztlich stellte ein Gutachter gesundheitliche Gefahren fest und forderte eine sachgemäße Sanierung. Das dortige Gutachten finden Sie hier.

Es ist erschreckend, mit welcher Sorglosigkeit hier und da die Behörden mit Asbestmüll umgehen. Dies ist angesichts der Tatsache, dass es sich offenbar bei den in letzter Zeit nachgewiesenen Asbestverseuchungen um Ergebnisse von Straftaten, also illegaler Müllentsorgung, handelt, völlig unverständlich. Im jetzigen Fall der Asbesthalde in Wunstorf-Luhe und der inzwischen augenscheinlichen Verseuchung des Deponieumfeldes kommt der verantwortliche Umweltdezernent der Region Hannover, Prof. Axel Priebs, zu erschreckenden Schlussfolgerungen. Er ist der Auffassung, dass seine Behörde trotz der offensichtlichen Belastung frei zugänglicher Flächen mit Asbest nicht tätig werden muss, sondern die Gefahrenabwehr die Flächeneigner leisten müssten. Der BUND ist der Aufassung, dass Herr Prof. Priebs irrt. Es ist gesetzlicher Auftrag der Umweltbehörde, die akute Gefährdung der Bevölkerung zu verhindern. Tut sie das nicht, macht sie sich an der eventuellen Erkrankung betroffener Menschen mitschuldig und strafbar. Wer dann nach Beseitigung der akuten Gefährdung die komplette Sanierung der Flächen übernehmen muss, dürfte ebenso klar sein. Hier gilt das Verursacherprinzip. Der Asbestmüll stammt eindeutig von der Halde der ehemaligen Firma Fulgurit, die über Jahrzehnte mit Asbestprodukten viel Geld verdient hat. Deren Rechtsnachfolger sind hier eindeutig in der Pflicht.

18. November 2011

Landesregierung will an Asbesttransporten festhalten

BUND und Bürgerinitiative erhalten keine Antworten auf Fragen

Freisetzung der Asbestfasern weiterhin nicht gebannt

Protest geht weiter

Mit der heutigen zweiten Demonstration des BUND Mecklenburg-Vorpommern und der Bürgerinitiative "Stoppt die Deponie Schönberg" vor der Staatskanzlei unterstrichen die Protestierenden ihre Forderung nach einer Absage der geplanten Asbestmülltransporte von Niedersachsen nach Mecklenburg-Vorpommern. Trotz mehrfacher Appelle an Ministerpräsident Sellering (SPD), sich dem Dialog mit den betroffenen Menschen vor Ort zu stellen und die gesundheitlichen Gefahren des größten Giftmülltransportes in der Geschichte der Bundesrepublik durch die Gesundheitsbehörden des Landes prüfen zu lassen, erschienen heute nur der Chef der Staatskanzlei Meyer und Wirtschaftsstaatssekretär Rudolph zu einem Gespräch mit den Demonstranten. Hauptverantwortlicher im bisherigen Verfahren ist Wirtschaftsminister Glawe (CDU), dem das Abfallressort untersteht und der vor zwei Tagen in einer Landtagssitzung sinngemäß behauptete, die Demonstranten würden unnötige Ängste schüren.

Konfrontiert mit den zahlreichen Fragen der Bürgerinnen und Bürger äußerte Meyer, dass das Land die eigenen Behörden am Genehmigungsprozess beteiligt. Auf die Nachfrage, ob dies auch die Gesundheitsbehörden beträfe, nannte er allein den Namen eines Sachverständigen für die Bewertung von Asbestbelastungen. Dabei handelt es sich um den vom Ministerium für Gesundheit und Soziales bestellten Diplom-Geologen Andreas Fricke. Fricke war von 1998-2011 Vorsitzender des Verbandes für Abbruch und Entsorgung  e.V. und ist mit seiner Firma BALANCE GmbH und Co.KG als Sachverständiger für Asbestfragen im Baugewerbe tätig. Damit ist aus Sicht des BUND klar, dass bisher offenbar noch nicht die Fachleute des Landesamtes für Gesundheit und Soziales mit der dortigen Abteilung Umwelthygiene/ Ökotoxikologie an der Bewertung der Transporte beteiligt wurden. Eine medizinische Bewertung der anstehenden Gefahrenlage fand daher offenbar noch nicht statt. Der BUND und die Bürgerinitiative fordern deshalb eine Bewertung der geplanten 7000 LKW-Ladungen hochgefährlichen Asbestmülls aus der Sicht von Umweltmedizinern, die die Gefahren für die mit dem Asbesttransport befassten Arbeiter, für die Anwohner der Deponien und sonstige Betroffene transparent darstellen.

Ausweichend antwortete Meyer auf die Frage, ob er wisse, dass die angegeben 170.000 Tonnen Müllmenge nicht stimmen können und stattdessen mit einfachen Berechnungen, der Umfang der  Asbesthalde in Wunstorf (Niedersachsen) auf rund 280.000 Tonnen angenommen werden muss. Der BUND und die Bürgerinitiative fordern eine Überprüfung der zu erwartenden Müllmengen und eine damit verbundene realistische Darstellung der mit den Transporten verbundenen Umweltbelastungen!

Nicht antwortete Meyer auf die Frage, ob er wisse, dass es erhebliche Bedenken gegen die gewählte Art und Weise des Sondermülltransportes durch Expertinnen und Experten gäbe, da das gewählte Verfahren eine Freisetzung von Asbestfasern nicht ausschließe. BUND und die Bürgerinitiative fordern eine Einbeziehung aller sachkundigen Einwendungen in den weiteren behördlichen Prüfungsprozess!

Abschließend teilte Staatskanzleichef Meyer mit, dass es am 24.11.2011 in Selmsdorf eine öffentliche Veranstaltung  geben wird. Organisator dieser Veranstaltung ist die Ihlenberger Abfallentsorgungsgesellschaft. Der Deponiebeirat mit Vertretern der Bürgerinitiative und des BUND soll auch dazu geladen werden. Als Referenten sollen Christian Poggendorf und Andreas Fricke auftreten. Poggendorf leitet das Projekt „Sanierung Fulgurit-Halde“. Er ist ein von der Industrie- und Handelskammer Hannover bestellter Sachverständiger für die Fachgebiete "Sanierung" und "Gefahrenabschätzung für den Wirkungspfad Boden-Gewässer". Andreas Fricke arbeitet, wie oben geschrieben, als ein vom Schweriner Ministerium für Soziales und Gesundheit bestellter Sachverständiger für Asbest. Beginn der IAG-Veranstaltung: Donnerstag, 24. November, 18 Uhr in der Selmsdorfer Schule.

Hedlef Uilderks von der Bürgerinitiative "Stoppt die Schönberger Deponie!", selbst Mitglied des Deponiebeirates, protestierte anschließend gegenüber Staatskanzleichef Meyer gegen diese Vorgehensweise und versicherte, noch keine Einladung erhalten zu haben. Ein solch kurzfristiges Vorgehen garantiere, so Uilderks, dass kaum Mitglieder des Deponiebeirates anwesend sein werden. Dies sei dann wohl von der Landesregierung so beabsichtigt. Zudem erwarte er, dass es zunächst eine eigene Sitzung des Deponiebeirates mit einer entsprechenden Vorlage geben müsse. Die angekündigte Veranstaltung in Selmsdorf diene nur der Propaganda der Ihlenberger Abfallentsorgungsgesellschaft, eine Diskussion auf Augenhöhe sei offenbar nicht erwünscht.

Aus Sicht des BUND und der Bürgerinitiative zeigte die heutige Reaktion der Landesregierung auf die Demonstranten, dass man die fachlich fundierten Einwände der Bürgerinnen und Bürger weiterhin nicht ernst nimmt. Besonderen Unmut durch die Demonstranten zog sich Staatskanzleichef Meyer zu, als er betonte, dass die Landesregierung an der Sondermülldeponie Schönberg-Ihlenberg festhalten will, eine Schließung nicht beabsichtigt und man sich auf Genehmigungen für die Deponie aus DDR-Zeiten beruft. 

15. November 2011

EU-Subventionen für Mülltransport?

Nach Informationen des BUND und der Bürgerinitaitive "Stoppt die Deponie Schönberg!" werden für die Sanierung der Asbesthalde in Wunstorf-Luthe und für den Abtransport des Asbestmülls aus Niedersachsen nach Mecklenburg-Vorpommern seitens der EU Subventionen gewährt. Derzeit ist eine Beschwerde der Bürgerinitiative in Brüssel anhängig, mit der die EU-Behörden aufgefordert werden, die derzeit katastrophalen Abläufe im Umgang mit dem Sondermüll in Wunstorf nicht mit Subventionen zu fördern. Auch der BUND Niedersachsen hat sich mit diesem Schreiben an die EU gewandt und prangert die Zweckentfremdung von Subventionen an.

Weitere Demonstration gegen Asbestmülltransporte am Freitag, dem 18.11.2011

Wir, der BUND Mecklenburg-Vorpommern und die Bürgerinitiative "Stoppt die Deponie Schönberg!" rufen auf zur erneuten Demonstration am Freitag, den 18.11.2011, 15:00 Uhr vor der Staatskanzlei, Schloßstraße 2-4 in der Landeshauptstadt Schwerin!

Eigentümer der Sondermülldeponie Schönberg-Ihlenberg (Landkreis Nordwestmecklenburg) ist das Land Mecklenburg-Vorpommern. Somit trägt der Ministerpräsident und Regierungschef des Landes, Erwin Sellering (SPD), die Verantwortung für Vorgänge auf der Deponie und für die jetzt eingetretene Gefährdungslage der betroffenen Bürgerinnen und Bürger. Trotz unseres Appells, die gesundheitlichen Gefahren der geplanten Asbestmülltransporte auch von hiesigen Gesundheitsbehörden prüfen zu lassen, hat er sich bis heute nicht zu den Mülltransporten in das "Gesundheitsland" Mecklenburg - Vorpommern geäußert. Wir fordern: "Herr Ministerpräsident: stoppen Sie 8000 LKW unnötigen Giftmülltransport durch Norddeutschland!"

Das Abfallressort und damit der Betrieb der Deponie Schönberg-Ihlenberg untersteht dem Landes-Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU). Nach Verlautbarungen geht es ihm in erster Linie um den finanziellen Gewinn, den das Land durch die Mülltransporte erzielt. 

Wir sind der Auffassung: Die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger darf nicht finanziellen Erwägungen geopfert werden. Wir fordern: "Herr Wirtschaftsminister, halten Sie sich an die Vorgaben des Oberverwaltungsgerichtes Lüneburg, das bei Asbesttransporten den Transport des Mülls in luftdichten Behältern verlangt."