Tagung des BUND Mecklenburg-Vorpommern
"Zwei Jahre Alleenentwicklungsprogramm in Mecklenburg-Vorpommern"
Güstrow, 5.Dezember 2007

Auswertung

Zwei Jahre Alleenentwicklungsprogramm Mecklenburg-Vorpommern für Bundes- und Landesstraßen – wo stehen wir, wie sieht die Umsetzung aus, wo gibt es Probleme und wie ist die derzeitige Situation für Kreis und untergeordnete Straßen? Diese Fragen sollten uns auf der Tagung des BUND Mecklenburg-Vorpommern „Zwei Jahre Alleenentwicklungsprogramm Mecklenburg-Vorpommern“ beschäftigen. Die hohe Qualität der Referate regte zur Diskussion und sicherlich auch zum Nachdenken an.

Sehr gefreut hat uns auch die rege Teilnahme. Alle Straßenbauämter und die meisten Landkreise waren vertreten.

Interessante Vorträge von Herrn Nickel aus dem Straßenbauamt Neustrelitz und Herrn Kohlenberger vom Straßenbauamt Güstrow haben gezeigt, wie bisher mit dem Alleenentwicklungsprogramm Mecklenburg-Vorpommern für Bundes- und Landesstraßen (AEP) gearbeitet wurde, wo Reserven sind, wie die Zukunft aussehen soll. Die wichtigste Aussagen für uns waren in diesem Zusammenhang, dass das AEP als Arbeitsgrundlage genommen wird und zumindest in den Straßenbauämtern Güstrow und Neustrelitz immer weiter entwickelt werden soll. Herr Kohlenberger erklärte außerdem, dass alle rechtlichen Voraussetzungen zur Umsetzung des AEP gegeben sind. Selbst für den den Landerwerb zum Pflanzen von Alleen in den gesetzlich vorgeschrieben Abständen zur Straße sind die bestehenden Regelungen ausreichend, bisher immer ein Argument der Ämter, keine Alleen pflanzen zu können. Herr Kohlenberger erläutert dazu vier Lösungsmöglichkeiten:

1. Landerwerb innerhalb eines Planfeststellungsverfahren bei allen Maßnahmen, die über den Erhalt einer Straße hinausgehen. Der landschaftspflegerische Begleitplan wird als Teil der gesamten Planung mit dem Planfeststellungsbeschluss festgestellt. Somit erhält das Straßenbauamt nicht nur das Baurecht für die Straße, sondern auch für den landschaftspflegerischen Begleitplan.

2. Den größte „Wirkungsgrad“ der personellen und finanziellen Ressourcen erreicht man, wenn die Planungen von Alleen mit den Um- und Ausbaumaßnahmen der Straßen verbunden werden, in der Regel ohne Planfeststellungsverfahren und im Einvernehmen mit den Betroffenen.

3. Vorausschauende Arbeit anhand des AEP macht es möglich, den für die Pflanzstrecken erforderlichen Flächenbedarf bei laufenden Bodenordnungsverfahren geltend zu machen und auf diese Weise den Grunderwerb vorzubereiten und abzusichern.

4. Für Alleenstrecken, an denen in absehbarer Zeit keine Straßenbaumaßnahmen vorgesehen sind, wo es also auch keine projektbegleitende Landschaftsplanung gibt, werden eigenständig Vermessung sowie Grunderwerb durchgeführt und ein Pflanzplan mit dem Charakter eines landschaftspflegerischen Ausführungsplanes erstellt.

Der BUND macht sich zur Aufgabe, immer wieder nachzufragen, wo und wie die Umsetzung des AEP erfolgt.

Um das Ziel zu erreichen, den derzeitigen Bestand an Alleen zu sichern, muss neben Neuanpflanzungen dem Schutz des bestehenden Altbaumbestandes und der Neuanpflanzungen wesentlich mehr Beachtung geschenkt werden.

Besonders beschäftigt uns das Problem des ackerseitigen Schutzes der Alleebäume.

Experten gehen davon aus, dass sich der Schaden, der jährlich durch das viel zu dichte Bewirtschaften der Ackerflächen an den Alleebäumen entsteht, innerhalb von 15 Jahren eine zweistellige Millionenhöhe erreicht hat.

Ingo Lehmann, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, hat in seinem Vortrag auf die Festlegungen zum Wurzelschutz in dem „Baumschutzkompensationserlass“, gültig seit 15.Oktober 2007 für alle Alleen und Baumreihen, die nicht an Bundes- und Landesstraßen stehen, hingewiesen und auf die Möglichkeit, Kompensation bei Wurzelschädigungen zu fordern.

Herr Nickel aus dem Straßenbauamt Neustrelitz sieht eine Lösung in einem großzügigen Landerwerb, in der Abgrenzung des Pflanzstreifens durch Eichenspaltpfähle und in dem Kontakt zu den Landwirten. Aber auch die Förderung eines Schutzstreifens zur Allee und natürlich die Verfolgung und Ahndung von Beschädigungen sieht er in diesem Zusammenhang als wirksame Maßnahmen.

Der BUND sieht in allen Vorschlägen Möglichkeiten für einen wirksamen ackerseitigen Schutz sieht aber in der Forderung nach einem 3m breiten Schutzstreifen zwischen jeder Allee und dem Acker die wirksamste Schutzmaßnahme. Deshalb werden wir diese Forderung an das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz stellen.

Sehr interessant war auch der Vortrag des Praktikers Herrn Jeschke, der über Schutzmaßnahmen für Jungbäume referierte und hier einen sehr wirksamen Baumanstrich vorstellte. Aufmerksamkeit erlangte er auch mit seinen Vergleichen zu herkömmlichem Rindenschutz und auch mit seinem Ausblick zu möglichen Kombinationen mit dem Insektenschutz.

Über die Förderung des Straßenausbaus mit EU Mitteln in der Förderperiode 2007-2013 sprach Georg Nikelski. Für die meisten Anwesenden war es erstaunlich zu hören, dass bis 2013 rund 350 Millionen EURO für den Ausbau der Landesstraßen in M-V aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kommen. Die ständige Diskussion um die hohen Kosten für Neuanpflanzungen und die Pflege der Alleebäume erscheint somit in einem ganz anderen Licht. Besonders betonte er, dass für eine Förderung der Straßeninfrastruktur die Minimierung von Eingriffen in Natur und Landschaft – insbesondere der Alleenschutz und die Minimierung der Bodenversiegelung unbedingt notwendig sind.

Sehr kontrovers wurde wieder das Thema „Tausalz in Alleenstraßen“ diskutiert. Ein Vorschlag, den das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz dem Verkehrsministerium in diesem Zusammenhang unterbreiten will sieht vor, in fünf ausgewählte Landesstraßen zukünftig auf Tausalz zu verzichten.

Der BUND Mecklenburg-Vorpommern ist der Meinung, dass die Tagung durchaus positive Impulse für die Weiterentwicklung des Alleenentwicklungsprogramms für Bundes- und Landesstraßen und für die Erarbeitung weiterer Konzepte auf Kreisebene geben konnte um dass das große Ziel, Sicherung des derzeitigen Bestandes an Alleen, zu erreichen.

Um allen Möglichkeiten für eine effizientere und erfolgsorientierte Planung auf den Grund zu gehen, brauchen wir Konzepte für alle Straßenkategorien, brauchen wir einen Plan und wir brauchen klare politische Entscheidungen, die die Umsetzung der Konzepte, einen effektiven Alleenschutz in unserem Bundesland möglich machen.

Der BUND wird sich weiterhin für die Erarbeitung von Konzepten auf Kreisebene einsetzen.

Katharina Brückmann

Referentin Alleenschutz

BUND Mecklenburg-Vorpommern

 



Wenn nicht anders beschriftet alle Fotos: K.Brückmann BUND Mecklenburg-Vorpommern

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