Tagung des BUND Mecklenburg-Vorpommern "Alleen in Mecklenburg-Vorpommern Altbaumschutz und Neuanpflanzungen"
Güstrow, 19.November 2008

Auswertung

Im Namen des BUND möchte ich mich bei allen Teilnehmern unserer Tagung “Alleen in Mecklenburg-Vorpommern – Altbaumschutz und Neuanpflanzungen“ recht herzlich für das Interesse und die rege Diskussion bedanken. Die Auswertung der Rückmeldungen von den Teilnehmern der Tagung hat uns gezeigt, dass Themenauswahl und die Vorträge sehr ansprechend waren. Von vielen wurde bedauert, dass es das Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung auch im Namen der Straßenbauämter abgelehnt hatte, sich mit einem Referat an der Tagung zu beteiligen. Dass Bedarf von Seiten der Straßenbauämter besteht, wurde mir in persönlichen Gesprächen bestätigt. Alleenschutz ist komplex und extrem fachübergreifend. Deshalb ist es uns wichtig, dass alle Beteiligten die  Möglichkeit bekommen, ihre Sichtweise in Bezug auf den Alleenschutz darzustellen und zu diskutieren und hoffen, dass das auch im nächsten Jahr wieder der Fall sein wird.

Fragen der Finanzierung für Pflege und Neuanpflanzungen werden immer von großer Brisanz  sein. Die von Ingo Lehmann, Ministerium Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern, vorgebrachten grundsätzlichen Überlegungen zur Kostenminimierung sind deshalb von großer Bedeutung. Ein länderübergreifendes Alleennetzwerk für eine finanzielle Kooperation und Erhöhung der Lebensdauer der Altbäume durch bessere Kronenpflege – also Fällung nur als letztes Mittel zur Herstellung der Verkehrssicherheit sollten auf zukünftigen Workshops und Beratungen zum Thema Alleenschutz tiefgreifender diskutiert werden.

Die Minimierung von zukünftigen Pflegekosten durch eine fachgerechte Pflanzung mit Pflanzware hoher Qualität und die Bedeutung des Pflege- und Aufbauschnittes an Jungbäumen wurde von verschiedenen Referenten angesprochen. Herr Kowol vom Institut für Baumpflege Hamburg brachte es auf den Punkt: „Während man Fehler in der Vergangenheit nicht korrigieren kann … hat der Baumpfleger es heute in der Hand, die nach 1990 gepflanzten Alleen vernünftig und fachgerecht zu schneiden, damit es an diesen Bäumen  nicht in 10 oder 20 Jahren wieder zu gravierenden Schnittmaßnahmen für das Lichtraumprofil kommen muss. Hier muss vielfach sofort und mit Nachdruck eingegriffen werden“. 

Das heißt: Einhaltung der Pflegeintervalle und qualitativ bessere Pflege bei Jungbäumen über einen Zeitraum von 20 Jahren, Baumpflege nur durch qualifizierte Fachkräfte, weg von den Billiganbietern unter den Baumschulen und Pflanzfirmen, konsequente Prüfung der Pflanzware. Für  viele Teilnehmer neu und daher besonders interessant war die Ausführung zu den notwendigen astfreien Stammlängen von mindestens 5m für nicht schleppenbildende Baumarten (z.B. Quercus) und mindestens 6m für schleppenbildende Baumarten (z.B. Aesculus, Platanus, Tilia) um ein sicheres Lichtraumprofil zu erreichen.

Natürlich wird die Erhaltung der Alleen immer große finanzielle Mittel erfordern. Neben der in Mecklenburg-Vorpommern üblichen  Finanzierung aus dem Alleenfond und Pflanzungen aus Ersatz- und Ausgleichserfordernissen sind die Ausschöpfung ergänzender Mittel, zum Beispiel aus den EU Förderprogrammen EFRE und ELER und auch Abgaben eines Prozentsatzes aus den eingenommen Bußgeldern von Rasern, wie von Herrn Lehmann angeregt, durchaus denkbar.

Mit großer Aufmerksamkeit wurde der Vortrag von Herrn Polzin, von der unteren Naturschutzbehörde Bad Doberan, zum Thema Abstandsregelungen für Neuanpflanzungen verfolgt. Der Pflanzabstand zum Straßenrand ist weitestgehend festgelegt und richtet sich derzeit nach der Klassifizierung der Straße. Herr Polzin weist aber darauf hin, dass es vernünftiger wäre, den durchschnittlichen täglichen Verkehr auf der Straße mehr in den Mittelpunkt der Entscheidung über Pflanzabstände zum Fahrbahnrand zu stellen. Sehr wichtig ist außerdem eine vorausschauende Planung bei der Neuanlage von straßenbegleitenden Radwegen und bei der Verlegung von Versorgungsleitungen, so dass vernünftige Pflanzabstände auch in ferner Zukunft möglich bleiben.

Fast jeder, der mit dem Pflanzen von Bäumen und der Pflege beauftragt ist, hat sich schon über Verletzungen am Baumstamm, verursacht durch Fahrlässigkeit bei der Bankettpflege, geärgert. Herr Schmitt von der Firma Schmitt GmbH hat eine technische Möglichkeit für den Rindenschutz vorgestellt. Wir wünschen uns, dass solche oder ähnliche  Schutzbügel eine breite Anwendung finden. Gemessen an den Schäden amortisieren sich solche Anschaffungen sicher in kurzer Zeit.

Mit dem Beitrag von Herrn Prof.Kibbel zur Entwicklung und Umsetzung von Regionalen Alleen-Entwicklungsprogrammen schloss sich sehr schön der Themenkreis unserer Alleentagung. Ich stimme seiner Meinung zu, dass der Alleenschutz mit einem Entwicklungsprogramm, das gemeinsam von allen Entscheidungsträgern entwickelt und unterstützt wird, am wirksamsten und nachhaltig umgesetzt werden kann. Herr Prof.Kibbel nennt das sehr treffend „vorsorgender Alleenschutz“. Schwer zu überwindende Konflikte entstehen oft dann, wenn man „nachsorgend“, angesichts einer akuten Gefährdung einer Allee alles tut, um diese Gefährdung abzuwenden. Er hat sich die Frage gestellt, wie man eine breite Öffentlichkeit für das Thema interessieren kann. Weil Katastrophenmeldungen und daraus folgende Diskussionen meistens nicht dem nachhaltigen Allenschutz und einem lange andauernden Engagement von Anwohnern dienen, regt er an, die Bürger mehr mit positiven Bildern für den Alleenschutz zu motivieren. Als Beispiele nennt er Vorträge über den ökologischen, kulturellen und touristischen Wert von Alleen, Alleenrundgänge und gemeinsame Pflanzaktionen, das Gestalten eines kulturellen Abends, Baumseminaren oder auch Nutzung der Alleen als Lernumfeld.
Ein solches positives Signal haben die Schülerinnen des Fritz-Greve-Gymnasiums Malchin gegeben. Mit ihrer Präsentation haben sie gezeigt, wie man Alleenpatenschaft lebendig, interessant und lehrreich gestalten kann.
„Nur eine positive Vision der Zukunft stärkt die Bereitschaft etwas zu wagen, Chancen zu sehen, den Wechsel zu akzeptieren. Dies sollte deshalb ein Leitgedanke eines Regionalen Alleen-Entwicklungsprogrammes sein“, so die Aussage von Prof.Kibbel der ich mich voll und ganz anschließe.

Ein solches positives Image zu verbreiten, habe ich mir persönlich zur Aufgabe gemacht und viele der genannten Aktionen wurden von uns auch schon organisiert. Natürlich bleibt immer etwas zu verbessern. Ich wünsche mir, noch viele engagierte Bürger für unsere große Aufgabe, den Alleenschutz, begeistern zu können.

Von den Teilnehmern haben wir viele Anregungen für neue Themen bekommen. Wir freuen uns auf unsere nächste Alleentagung und hoffen, auch Sie wieder begrüßen zu dürfen.


Katharina Brückmann
Referentin Alleenschutz
BUND Mecklenburg-Vorpommen



Wenn nicht anders beschriftet alle Fotos: K.Brückmann BUND Mecklenburg-Vorpommern

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