8. BUND Fachtagung des BUND M-V Alleen und ihre Bedeutung für die Biodiversität“

Die jährlichen Fachtagungen des BUND zum Thema Baum- und Alleenschutz sollen neben den wissenschaftlichen Beiträgen auch ganz besonders Raum für Diskussionen und Erfahrungsaustausch zwischen allen Verantwortlichen auf diesem Gebiet bieten. Das ist uns, denke ich, auch in diesem Jahr wieder gelungen und fand einen guten Anfang in den Grußworten des Ministers für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, Dr. Till Backhaus und Cornelia Behm, Mitglied des Bundestages der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen und Vorsitzende der Alleenschutzgemeinschaft. Beide hoben die Bedeutung der Alleen als verbindende Landschaftelemente und Lebensraum für geschützte Tierarten hervor.

Das Jahr 2012 war in Mecklenburg-Vorpommern von strukturellen Veränderungen geprägt. Die Kreisgebietsreform musste umgesetzt werden. Für die Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörden bedeutete die Reform die Übernahme neuer Aufgabenfelder, für manchen einen neuen Betätigungsort, vor allem aber Unruhe. Die größere Arbeitsbelastung zum Beispiel durch die Übertragung  der Naturschutzgebiete in den Aufgabenbereich der unteren Naturschutzbehörden und die Funktion als Genehmigungsbehörde für FFH-geschützte Tierarten ging nicht einher mit zusätzlichem Personal.  
Das bleibt auch nicht ohne Auswirkungen auf den gesetzlichen Alleenschutz. Oft bleibt weniger Zeit für  Planungen neuer Anpflanzungen, es bleibt weniger Zeit für Kontrollen, zum Beispiel bei Baumaßnahmen im Wurzelbereich und der Qualität der Pflanzungen und Pflege von Bäumen.

Dietmar Weier und Antje Johann von der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Vorpommern Greifswald  kommen in ihrem Beitrag „Pflege und Erhaltung von Bäumen im Landkreis Vorpommern-Greifswald – Probleme und Lösungsansätze“ zu dem Schluss, dass aufgrund der Bestandsentwicklung und der darauf aufbauenden Prognose befürchtet werden muss, dass der Auftrag zum Alleenschutz und zur nachhaltigen Sicherung des Alleenbestandes, den die Landesverfassung und das Naturschutzausführungsgesetz Mecklenburg-Vorpommern vorgeben, nicht erfüllt werden kann. Das ist ein deutliches Signal, man könnte auch sagen, ein Hilferuf.

Die Anpflanzung einer Allee scheitert oft an dem damit notwendigen Flächenerwerb. Hier ist ein Bodenordnungsverfahren geeignet, vorausschauend durch Kauf, Flächentausch und Vereinbarungen, Flächen für eine Neuanpflanzung bereitzuhalten aber auch Flächen für einen ackerseitigen Schutz entlang bestehender alter Alleen zu erwerben.  
Genau so verfährt Dr. Sven Reiter vom Straßenbauamt Güstrow. So konnte er beeindruckende aktuelle Alleenpflanzungen im Amtsbereich Güstrow vorstellen und zeigen, dass es trotz der Bestimmungen zur Abstandsregelungen für Neuanpflanzungen durchaus möglich ist, Alleebäume auch an Bundes- und Landesstraßen zu pflanzen.

Haben Alleen eine Bedeutung für die Biodiversität?
Manch einer stellt das in Frage und betont, dass Alleen als künstliche und vom Menschen geschaffene Landschaftselemente wenig mit „Natur“ im eigentlichen Sinne zu tun hätten. Als lineare und inselartige Strukturen werden sie aber von vielen Arten gern als Lebensraum angenommen und spielen eine wichtige Rolle im Biotopverbund.

Udo Binner, Sachverständiger für Geofaunistik und Experte auf dem Gebiet des Fledermausschutzes, hat in seinem Vortrag „Erkennen von Fledermausquartieren in Bäumen sowie deren Schutzmöglichkeiten“ verdeutlicht, dass alte Bäume mit ihren Höhlungen auch für diese Tierarten wichtig sind. Ein kurz- oder mittelfristiger Ersatz für gefällte alte Bäume ist nicht möglich. Deshalb ist es so wichtig, auf den Erhalt dieses alten Baumbestandes zu achten.

Die große Bedeutung vor allem alter Alleen aus naturschutzfachlicher Sicht wurde auch von Dr. Volker Meitzner in seinem Beitrag „Erkennen, Erhalt und Entwicklung der Lebensräume gesetzlich geschützter Käferarten“. hervorgehoben. Zum einen spielen alte Alleen eine entscheidende Rolle als Biotopverbund, da zahlreiche der an Baumveteranen gebundenen Insektenarten nur ein geringes Ausbreitungsvermögen besitzen. Zum anderen benötigen gerade die seltensten und am stärksten gefährdeten Arten unter den Alt- und Totholzbewohnern diese Bäume als Lebensraum. Wir finden sie in den mehr als 100jährigen Alleen, mit all ihren Strukturen, wie abgestorbenen Ästen, Pilzbesatz und Höhlenbildungen. In den modern bewirtschafteten Wäldern sind solche Bäume nicht mehr zu finden.

Wie kann man es schaffen, diese alten Alleen so lange wie möglich zu  erhalten? In den Vorträgen des RA Thomas Rieche und von Prof. Dr. Dirk Dujesiefken ging es um den Gehölzschnitt unter Berücksichtigung des neuen  Bundesnaturschutzgesetzes, um fachgerechte Pflege und das Vermeiden der häufigsten Irrtümer bei der Baumpflege. Viele Bäume würden heute noch stehen, hätte man in der Vergangenheit „baumgerecht“ gehandelt.

Katharina Brückmann
Referentin Baum- und Alleenschutz
BUND Mecklenburg-Vorpommern     
    



Wenn nicht anders beschriftet alle Fotos: K.Brückmann BUND Mecklenburg-Vorpommern

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