Naturnahe Landwege unverbaut erhalten!

Mit seinem 2. Praxistag zum ländlichen Wegebau lud der BUND Mecklenburg-Vorpommern am 29.04.2011 nach Warin (Landkreis Nordwestmecklenburg). Mit zahlreichen Fachvorträgen wurde erneut deutlich, warum es wichtig ist, unsere Landwege zu einem großen Teil als naturnahe Wege zu erhalten. Dr. Norbert Schneeweiß vom Landesumweltamt Brandenburg wies auf die Bedeutung der Landwege als Lebensraum für hochgradig geschützte Tierarten hin. Insbesondere Zauneidechsen, aber auch zahlreiche Amphibien- und Insektenarten nutzen den unverbauten Wegekörper als Lebensraum. Georg Nikelski vom BUND verwies auf den Widerspruch zwischen demografischem Wandel, also abnehmender Bevölkerungszahl, und dem sich stetig ausweitenden Verkehrsnetz, das auch immer mehr die Landwege in Anspruch nimmt. Erik Neumeyer vom Deutschen Wanderverband erwähnte die Chancen eines unverbauten Wegenetzes. Landschaftlich attraktive Landwege erschließen auch in Mecklenburg-Vorpommern die schönsten Landschaften. Werden sie mit Betonspurbahnen ausgebaut, so werden sie für den finanzstarken Wandertourismus unattraktiv. Steffen Marklein, Bürgermeister von Bröbberow bei Schwaan, stellte vor, dass man auch traditionelle Infrastruktur, wie Kopfsteinpflasterstraßen, erhalten kann. Jörg Gast, Leiter des Naturparks Nossentiner/Schwinzer Heide, berichtete über die Landwegekartierung im Landkreis Parchim, die einen faszinierenden Schatz an wertvollen Landwegen offenbahrt hat. Prof. Dr. Peters von der Hochschule Eberswalde machte die ästhetische Dimension von Landwegen deutlich. Sie sind als kulturhistorisch überliefertes Landschaftselement in unseren Landschaften, insbesondere in den Großschutzgebieten in ihrem jetzigen naturnahen Zustand unverzichtbar. Mirko Hartleb von der Firma Hansegrand machte auf naturverträgliche Sanierungsverfahren für ländliche Wege aufmerksam.

Die Vorträge mit freundlicher Genehmigung der Autoren:

Landwege und Landschaftsästhetik (Prof. Dr. Jürgen Peters / Hochschule Eberswalde)

Lebensraum Landweg (Dr. Norbert Schneeweiß / Naturschutzstation Rhinluch)

Naturnahe Landwege erhalten (Arndt Müller / BUND)

Landwege und demografischer Wandel (Georg Nikelski / BUND)

Bröbberow- ein Dorf geht alte Wege (Steffen Marklein / Gemeinde Bröbberow)

Qualitätswege (Erik Neumeyer / Deutscher Wanderverband)

Wassergebundener Wegebau (Mirko Hartleb / Firma Hansegrand)

Wege übers Land (Jörg Gast, Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide)

Tierhaltungsanlagen: Netzwerk weiter ausbauen

Unter großer Resonanz fand am 26. März 2011 in Waren (Müritz) ein Bürgerseminar des BUND zum Thema "Industrielle Tierhaltungsanlagen" statt. Rund 40 Bürgerinnen und Bürger waren aus allen Teilen des Bundeslandes angereist, um sich über die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung in den oft sehr komplexen Genehmigungsverfahren für Schweine- und Hähnchenmastanlagen, Legehennenbatterien und andere Fleischfabriken zu informieren. Dabei ging es um die Rechte der betroffenen Gemeinden ebenso, wie auch um die Betroffenheit der einzelnen Bürger. Zur Sprache kamen Aspekte des Tierschutzes und vieler anderer Genehmigungsauflagen, wie zum Beispiel die notwendigen leistungs-starken Staub- und Geruchsfilteranlagen und ein wirksames Brandschutzkonzept.

Einig waren sich die Teilnehmer in der Einschätzung, dass zahlreiche gesetzliche Regelungen die Ansiedlung von industriellen Tierhaltungsanlagen ungerechtfertigterweise fördern. So werden die Anlagen noch immer nach Paragraph 35 Baugesetzbuch als privilegierte Anlagen im baurechtlichen Außenbereich zugelassen. Zudem wird bei zahlreichen Anlagen durch absichtliche Unterschreitung von bestimmten Tierbesatzzahlen verhindert, dass ein förmlliches Genehmigungssverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt wird. Inakzeptabel ist auch, dass Institutionen, wie die gemeinnützige Landgesellschaft mbH oder die LMS Landwirtschaftsberatung Mecklenburg-Vorpommern GmbH - beides Institutionen, an denen das Land maßgeblich beteiligt ist - die Planungen für derartige Großanlagen von teils zwielichtigen Investoren übernehmen. Hier wird eine unzulässige Verflechtung von Landes- und Privatinteressen gesehen.

Erkannt wurde auch der Bedarf nach weiterer Vernetzung der Initiativen, die sich in Planungsprozesse für industrielle Tierhaltungsanlagen einbringen möchten.




Vorträge:

Ulrich Söffker, B90/Grüne, Zur aktuellen Situation der industriellen Tierhaltung in Nordostdeutschland

Arndt Müller, BUND Mecklenburg-Vorpommern,
Bürgerbeteiligung in Genehmigungsverfahren für Tierhaltungsanlagen

Corinna Cwielag, BUND Mecklenburg-Vorpommern
Strategien für die Auseinandersetzung mit Tierhaltungsanlagen

 

Weitere Informationen unter www.schweinemastanlagen.de 

Erfolgreiches Bürgerseminar zum Ländlichen Wegebau

Mit einem bunt gemischten Publikum fand am Mittwoch, dem 27.10.2010, in Baabe (Rügen) der „1. Praxistag Wegebau“ des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, statt. Möglich wurde er im Rahmen des BUND-Projektes "Bürgerbeteiligung im Natur- und Umweltschutz" dank Unterstützung durch die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE).

Verwaltungsfachleute, Ingenieure, Gemeindevertreter, interessierte Laien, Naturschützer – sie alle führte im gastgebenden Biosphärenreservat Südostrügen das Thema Ländlicher Wegebau zusammen. Müssen unsere Feld- und Wiesenwege und unsere Kopfsteinpflasterstraßen überhaupt in jedem Fall ausgebaut, also mit Asphalt überzogen oder durch Beton ersetzt werden? Wenn eine Wegesanierung erforderlich ist, wie kann dies landschafts- und naturschutzgerecht erfolgen? Wie können sich die Hauptnutzer der ausgebauten Wege, die Landwirtschaftsbetriebe, angemessen an der Finanzierung von landschaftsverträglichen Trassen beteiligen? So muss sich bisher ein Agrarbetrieb, der sich eine Asphaltpiste zu seinen Feldern wünscht und dies mit öffentlichen Mitteln finanziert bekommt, mit keinem Cent an der Finanzierung und Unterhaltung dieser Strecken beteiligen.

Diese und andere Fragen wurden im Rahmen von Vorträgen und mit einer Begutachtung von Wegebauprojekten im Gebiet des Biosphärenreservates rege und kontrovers diskutiert. So wurde anhand zahlreicher Beiträge deutlich, dass die oft verpönten wassergebundenen Wegedecken dank technischer Weiterentwicklungen deutlich besser sind als ihr Ruf. Mit Zusatzstoffen werden Oberflächen stabilisiert und damit auch gegen Ausfahrungen oder Abspülung unempfindlich. Anbieter von innovativen Materialien fanden in Gesprächen unter den Besuchern der Veranstaltung zahlreiche Interessenten. Organisator Arndt Müller vom BUND formulierte die wichtigste Forderung der Tagung: „Die Versiegelung unserer Landschaft durch den Ausbau der Landwege mit Asphalt und Beton darf nicht so weitergehen, wie bisher. Viel zu oft ist der landwirtschaftliche Schwerlastverkehr maßgeblich für den Ausbau der Wege. Damit werden unwiederbringliche landeskulturelle Werte zerstört und Natur weiter zurückgedrängt. Unsere erfolgreiche Veranstaltung zeigt uns, dass in diesem Bereich weiterer Bedarf nach fachlichem Austausch besteht. Deshalb planen wir bereits ein Folgetreffen.“

Vorträge der Veranstaltung:

Wegebau und Naturschutz - ein lösbarer Konflikt / Arndt Müller, Naturschutzreferent des BUND Mecklenburg-Vorpommern

Finanzierung von Wegebau und -unterhaltung unter dem Einfluss des demografischen Wandels /
Georg Nikelski, Vertreter der Umweltverbände im Begleitausschuss des Landes M-V zur Durchführung der EU-Förderprogramme

Einbau von wassergebundenen Decken / Christian Huckschlag, Firma Hansegrand Rostock

Natursteinpflaster erhaltenswert / Claus-Peter Spuhn, Forum Natursteinpflaster e.V.


Pressemeldungen zum Thema

10. Mai 2010

Artenschutzseminar war großer Erfolg

Mit 51 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gehörte das Bürgerseminar "Artenschutz in Fachplanungen" am 8. Mai 2010 in Neubrandenburg zu den erfolgreichsten Veranstaltungen des BUND-Projekts "Bürgerbeteiligung im Natur- und Umweltschutz". Die Besucher des Seminars, unter ihnen zahlreiche Studentinnen und Studenten der gastgebenden Hochschule Neubrandenburg, nutzten die Gelegenheit, sich in kompakter Form die aktuelle Rechtslage zum Thema Artenschutz erläutern zu lassen. Die Referenten, unter ihnen Dr. Thomas Hövelmann aus Münster, stellte die nicht einfach zu überblickende  Rechtslage anhand zahlreicher Beispiele verständlich dar. Der Verantwortliche für Artenschutz am Landesamt für Natur, Umweltschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern, Bernd Presch, stellte die Situation des behördlichen Artenschutzes in Mecklenburg-Vorpommern sowie neue computergestützte Erfassungssysteme vor. Letztere sollen für die erleichterte Datenerfassung durch die vielen ehrenamtlich tätigen Naturschützer nützlich sein. Die Übertragung der im Jahresverlauf anfallenden Beobachtungsdaten in ein zentrales Erfassungssystem wird damit erheblich erleichtert. "Sehr gelungen, mehr davon!" So und ähnlich stand es auf den Rückmeldebögen zu lesen, die am Ende des Veranstaltungstages zahlreich bei den Organisatoren eingingen.

Folgend finden Sie den Hauptvortrag des Tages und weitere Informationen zum Thema:

Vortrag Dr. Hövelmann hier

Naturschutzausführungsgesetz Mecklenburg-Vorpommern

Bundesnaturschutzgesetz

Datenerfassungssystem für den Artenschutz "MultiBaseCS".

Weitere Informationen zum Artenschutz in Mecklenburg-Vorpommern (Verbreitungskarten, Rote Listen etc.) auf der Website des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie hier.

3. März 2010

Naturschützer machen sich fit für neues Recht

Seit dem 1. März 2010 gelten auf Bundesebene und im Land Mecklenburg-Vorpommern neue Naturschutzgesetze. Darauf müssen sich nicht nur die Behörden einstellen. Auch die vielen ehrenamtlichen Naturschützer des Landes sind mit neuen Regelungen konfrontiert. Und so machte sich am Mittwoch, den 3. März 2010, die Regionalgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Neubrandenburg mit den Änderungen der Vorschriften im Umweltrecht vertraut. Eigens aus Schwerin war Arndt Müller, Biologe und Naturschutzexperte des BUND-Landesverbandes, angereist und stellte die Neuerungen vor. Müller leitet seit knapp 3 Jahren das Projekt „Bürgerbeteiligung im Natur- und Umweltschutz“ und schult im ganzen Land ehrenamtlich engagierte Bürger in Fragen des Naturschutzrechts. „Wir wollen für die Menschen die Hemmschwellen abbauen und ihnen den Zugang zu den oft komplizierten Genehmigungsverfahren der Umweltbehörden eröffnen. Jemand, der schon 30 Jahre im Stadtpark jeden Vogel beobachtet, kann wertvolle Hinweise geben, wenn der Park für eine Kaufhalle platt gemacht werden soll. Dafür muss er jedoch verstehen, wie er seine Meinung an die Behörde herantragen kann und welche Rechte die Natur hat.“, so Arndt Müller. Mehr....

Bürgerseminar zum Artenschutz mit vielen Teilnehmern

Am 4. April 2009 fand in Greifswald ein Bürgerseminar zum Thema "NATURA 2000: Artenschutz in Fachplanungen gemäß FFH-Richtlinie" statt. 35 Zuhörer waren der Einladung des BUND M-V gefolgt, um sich zu Fragen des Artenschutzrechtes schulen zu lassen. Referent Dr. Thomas Hövelmann aus Münster vermittelte die komplexe Thematik mit vielen praxisnahen Beispielen und erntete dafür viel Lob. Der Vortrag von Dr. Hövelmann kann hier heruntergeladen werden. Zudem bieten wir folgend weiterführende Dokumente zum Thema NATURA 2000 in Mecklenburg-Vorpommern.



Internetseite mit Informationen zu den Abläufen von Genehmigungsverfahren, den Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung und weiteren Tipps für die Orientierung im Verfahrensdschungel.

Das Projekt "Bürgerbeteiligung im Natur- und Umweltschutz" wird gefördert von der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE) aus Mitteln der Umweltlotterie "BINGO!".

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Fortbildungsseminare

Eindrücke unserer Seminare zu Umwelt- und Naturschutzfragen in verschiedenen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns

Erdkabel oder Freileitungen? Gesundheitsaspekte und Naturschutzkonflikte bei Stromnetzen; Klein-Rogahn bei Schwerin, 08.März 2007
"Schutz unserer Seeufer"; Quetzin bei Plau, 19. Januar 2008
Wie läuft ein Erörterungstermin in einem Genehmigungsverfahren?; Stralsund, 05. September 2008