Mit einem bunt gemischten Publikum fand am Mittwoch, dem 27.10.2010, in Baabe (Rügen) der „1. Praxistag Wegebau“ des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, statt. Möglich wurde er im Rahmen des BUND-Projektes "Bürgerbeteiligung im Natur- und Umweltschutz" dank Unterstützung durch die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE).
Verwaltungsfachleute, Ingenieure, Gemeindevertreter, interessierte Laien, Naturschützer – sie alle führte im gastgebenden Biosphärenreservat Südostrügen das Thema Ländlicher Wegebau zusammen. Müssen unsere Feld- und Wiesenwege und unsere Kopfsteinpflasterstraßen überhaupt in jedem Fall ausgebaut, also mit Asphalt überzogen oder durch Beton ersetzt werden? Wenn eine Wegesanierung erforderlich ist, wie kann dies landschafts- und naturschutzgerecht erfolgen? Wie können sich die Hauptnutzer der ausgebauten Wege, die Landwirtschaftsbetriebe, angemessen an der Finanzierung von landschaftsverträglichen Trassen beteiligen? So muss sich bisher ein Agrarbetrieb, der sich eine Asphaltpiste zu seinen Feldern wünscht und dies mit öffentlichen Mitteln finanziert bekommt, mit keinem Cent an der Finanzierung und Unterhaltung dieser Strecken beteiligen.
Diese und andere Fragen wurden im Rahmen von Vorträgen und mit einer Begutachtung von Wegebauprojekten im Gebiet des Biosphärenreservates rege und kontrovers diskutiert. So wurde anhand zahlreicher Beiträge deutlich, dass die oft verpönten wassergebundenen Wegedecken dank technischer Weiterentwicklungen deutlich besser sind als ihr Ruf. Mit Zusatzstoffen werden Oberflächen stabilisiert und damit auch gegen Ausfahrungen oder Abspülung unempfindlich. Anbieter von innovativen Materialien fanden in Gesprächen unter den Besuchern der Veranstaltung zahlreiche Interessenten. Organisator Arndt Müller vom BUND formulierte die wichtigste Forderung der Tagung: „Die Versiegelung unserer Landschaft durch den Ausbau der Landwege mit Asphalt und Beton darf nicht so weitergehen, wie bisher. Viel zu oft ist der landwirtschaftliche Schwerlastverkehr maßgeblich für den Ausbau der Wege. Damit werden unwiederbringliche landeskulturelle Werte zerstört und Natur weiter zurückgedrängt. Unsere erfolgreiche Veranstaltung zeigt uns, dass in diesem Bereich weiterer Bedarf nach fachlichem Austausch besteht. Deshalb planen wir bereits ein Folgetreffen.“
Vorträge der Veranstaltung:
Wegebau und Naturschutz - ein lösbarer Konflikt / Arndt Müller, Naturschutzreferent des BUND Mecklenburg-Vorpommern
Finanzierung von Wegebau und -unterhaltung unter dem Einfluss des demografischen Wandels /
Georg Nikelski, Vertreter der Umweltverbände im Begleitausschuss des Landes M-V zur Durchführung der EU-Förderprogramme
Einbau von wassergebundenen Decken / Christian Huckschlag, Firma Hansegrand Rostock
Natursteinpflaster erhaltenswert / Claus-Peter Spuhn, Forum Natursteinpflaster e.V.
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